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*+* Patricia Koelle: „Das Lächeln der Libellen“ *+*

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Im zweiten Teil der Inselgärten-Reihe entführt Patricia Koelle ihre Leser an die malerische Kulisse Hiddensee. Sie erzählt, wie sich die Wege von Juna und Linnea kreuzen und dem Leben eine neue, erfüllende Richtung geben.

Zunächst lernen wir Juna kennen. Sie lebt im Spreewald und nun, da zwei Jahre nach ihrem wundervollen Großvater, der ihr immer ein großer Halt war, auch der ebenfalls sehr geliebte Schwiegervater verstorben ist, fühlt sie sich etwas verloren. Glücklicherweise fängt sie ein guter Freund auf, und viele, viele liebevolle Erinnerungen an die beiden alten Herren helfen Juna, sich zu erden. Viel Gelegenheit, in Selbstmitleid zu versinken und das kostbare Leben ungenutzt an sich vorbei ziehen zu lassen, hat die Frau zudem nicht.

Nach der Zeit ihrer ganz persönlichen aktuellen Trauerbewältigung stellt sie sich endlich auch einem viel älteren Verlust und schafft es, mit einem ganz traurigen Kapitel ihres Lebens abzuschließen. Anschließend ist sie gewappnet, um den letzten Wunsch ihres Schwiegervaters zu erfüllen. Er hat vor sehr langer Zeit seine Heimat verlassen und kurz zuvor einen seltsamen Fund gemacht, dem er aber nie auf den Grund gegangen ist. Daher bittet er Juna auf dem Sterbebett, nach Hiddensee zu fahren und dort einige Nachforschungen anzustellen. Dem kommt sie gerne nach, denn sie hat schon vor vielen Jahren ihr Herz an die Insel verloren und freut sich auf ihre Wiederkehr. Ich freute mich mit ihr, denn hier erschien sie mir zwar nicht unbedingt glücklicher und heimeliger als im Spreewald, aber mit viel mehr Tatendrang ausgefüllt und einer klareren Sicht auf viele Dinge – auch, was ihre Zukunft betrifft.

Linnea lebt zunächst in Potsdam. Sie ist bei einer Redaktion angestellt, der sie mit Filmbeiträgen zuarbeitet. Jedoch lassen sich immer schwerer die Anforderungen ihres Quoten-Chefs mit ihren persönlichen Wünschen vereinbaren. Als sich zudem ihr Team auflöst und Linnea zudem eine herbe Enttäuschung hinnehmen muss, zieht sie die Reißleine. Sie wagt den kalten Sprung in die Selbstständigkeit, arbeitet nach bestem Wissen und Gewissen – und ist sehr glücklich dabei. Denn sie spürt, dass es sehr wohl eine Zielgruppe für ihre Art von Beiträgen gibt, was sie sehr motiviert, und mich während des Lesens beglückte. Denn so oft frage ich mich bei Nachrichtensendungen, warum es nur die skandalträchtigsten und sensationsstärksten Informationen hinaus in die weite Welt schaffen. Wie schwer auch immer die Lage im Großen und Kleinen sein mag, stecken das Leben und Sein trotzdem voller Wunder und schöner Dinge, die zu erzählen und zeigen es sich sehr lohnen würde. Daher war ich ganz bei Linnea und hoffte so sehr, dass sie ihren Plan erfolgreich in die Tat umsetzen könnte!

Als schließlich Juna und Linnea wie durch eine Fügung bestimmt aufeinandertreffen, merken sie schnell, dass sie auf einer Wellenlänge schwimmen. Schon bald entwickelt sich eine wunderbare, vertrauensvolle, Freundschaft, aus der ein gutes Gespann mit gemeinsamen Zielen und Wünschen erwächst. Es hat Spaß gemacht, die beiden dabei zu beobachten, wie sie aneinander wachsen, sich helfen, inspirieren und gemeinsam alte und neue Projekte in Angriff nehmen. So fällt es Juna umso leichter, den letzten Wunsch des Schwiegervaters zu erfüllen und Klarheit bezüglich des damaligen Funds zu schaffen. Hier werden die Frauen viel weiter in die Vergangenheit geführt als nur in die Heimat Wilhelms und erleben gemeinsam mit den Lesern inspirierende Erkenntnisse und ein tolles Schauspiel. Und weil ein Ende fast immer auch ein Anfang ist, ist für Juna und Linnea die Zeit auf Hiddensee nun keineswegs beendet. Neue Ideen wollen weitergeführt werden, weitere Projekte umgesetzt.

Ich finde es immer wieder ganz wunderbar, dass die Romane der Autorin zwar in sich abgeschlossen sind – auch wenn es sich um eine Trilogie oder Reihe handelt -, die Figuren und so manche Gegebenheit sich aber wie ein freundliches, leuchtendes, pulsierendes Geflecht quer durch alle Bücher ziehen. So wird in diesen Roman beispielsweise „Mervins Garten“, den die Leser von „Die Zeit der Glühwürmchen“ bereits kennen, immer wieder ganz charmant in die Geschichte eingeflochten. Ich ließ mich jedes Mal gerne in ihm nieder, betrachtete freudig seine Entwicklung, und freute mich, dass er den beiden Frauen als Inspiration diente, ebenfalls einen zauberhaften Garten zu planen und mit Leben zu erfüllen. Ich hoffe sehr, dass sowohl der Geschichtengarten Mervins als auch Linneas und Junas ganz besonderer Garten in den weiteren Teilen der Reihe immer wieder integriert werden, denn es sind Orte, die es zwar nur im Buch und vor dem inneren Auge gibt, die aber nichtsdestotrotz Freude, Entspannung und Wohlbefinden schaffen.

Überhaupt ist der gesamte Roman ein Quell an Lese-Wellness. Die Freundlichkeit der Darstellung, die sympathischen, positiven Figuren, die traumhaften Kulissen, das alles ist ganz formidabel und beglückte mich während des Lesens durchweg. Ganz wunderbar finde ich auch, wie es der Autorin gelingt, die ganze Bandbreite des Lebens authentisch und dennoch hoffnungsvoll einzufangen. Das Traurige wird nicht herausgeschnitten, sondern bekommt den Platz zugestanden, den es auch im echten Leben hat. Aber anstatt es grau, trist und herzensschwer zu betrachten, zeigt sie, dass man auch nicht so schöne Phasen im Leben nehmen muss, wie sie kommen, und dreht und wendet sie in einem anderen Licht. So nimmt man möglicherweise andere Schattierungen und Ausprägungen wahr, die neben der Trauer existieren können und es auch dürfen.

Wie immer war auch dieser Roman von Patricia Koelle viel zu schnell ausgelesen und ich freue mich bereits jetzt auf den nächsten Teil ihrer Inselgarten-Reihe.

Inhalt
Juna kämpft sich nach dem Tod ihres Mannes zurück ins Leben. Linnea muss sich nach einer Trennung und Turbulenzen im Job neu orientieren. Als die beiden Frauen sich begegnen und Freundschaft schließen, merken sie, wie sie sich gegenseitig Mut geben und inspirieren können. Eine gemeinsame Reise führt die beiden vom Spreewald, über Stralsund und Rügen auf die Insel Hiddensee, wo sie das Geheimnis eines goldenen Libellenanhängers lüften wollen, den Juna einst geerbt hat. Die Faszination für Libellen teilen beide ebenso wie den Wunsch, den Blick auf die kleinen, zauberhaften Dinge im Leben zu lenken. Schon bald finden sie auf Hiddensee einen längst vergessenen Inselgarten, der nicht nur die Erinnerung an vergangene Zeiten bewahren soll, sondern auch für die Libellen und viele andere selten gewordene Lebewesen ein neues Zuhause schafft. Können die beiden Frauen durch dieses Projekt ihren eigenen Platz im Leben wiederfinden – und vielleicht sogar die Liebe?

Autorin
Patricia Koelle ist eine Berliner Autorin mit Leidenschaft fürs Meer – und fürs Schreiben, in dem sie ihr immerwährendes Staunen über das Leben, die Menschen und unseren sagenhaften Planeten zum Ausdruck bringt. Bei FISCHER Taschenbuch erschienen ist die Ostsee-Trilogie mit den Bänden ›Das Meer in deinem Namen‹, ›Das Licht in deiner Stimme‹ und ›Der Horizont in deinen Augen‹, außerdem der alleinstehende Roman ›Die eine, große Geschichte‹. ›Wenn die Wellen leuchten‹, ›Wo die Dünen schimmern‹ und ›Was die Gezeiten flüstern‹ sind die drei Bände ihrer Nordsee-Trilogie, die auf Amrum spielt. ›Ein Engel vor dem Fenster‹ ist eine Sammlung von Wintergeschichten, ›Der Himmel zu unseren Füßen‹ ein Weihnachtsroman und ›24 Stück vom Glück‹ eine Sammlung von stimmungsvollen Geschichten zur Weihnachtszeit. ›Die Zeit der Glühwürmchen‹ ist der Auftakt ihrer Inselgärten-Reihe.
Quelle: Fischer Verlage


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